Die Maori- Kultur ist in Neuseeland sehr stark vertreten und im Alltag häufig integriert. Als Hebamme habe ich das Glück und die Ehre tief in diese wunderbare Kultur und ihre Rituale eintauchen zu dürfen.

Geburt wird von den Maoris als “tapu”, heilig, bezeichnet. Auch die Plazenta spielt eine sehr wichtige Rolle. So nennen viele Leute sie “whenua”. Auch das Land wird whenua genannt. Der Gedanke ist, dass die Plazenta ein Teil der Natur ist, ein Baum des Lebens, und somit nach der Geburt auch zurückkehren soll.
Um der Tradition gerecht zu werden und um der Plazenta, genügend Achtung und Dankbarkeit zu schenken, wird bereits in der Schwangerschaft ein schließbares Gefäß gebildet, welches später die Plazenta aufbewahren soll. Diese Schale kann aus Ton oder geflochtetem Flachs sein. Wichtig ist, dass sie biologisch abbaubar ist, dass sie alleine zerfallen kann um wieder eins mit der Natur und der Erde werden kann.
Nachdem das Baby und die Plazenta geboren sind, wird die Nachgeburt vorsichtig in diese Ipu Whenua gelegt.
Maoristämme sind in ganz Neuseeland verstreut. Oftmals wohnen die Leute jedoch einige Stunden von ihrem Heimatsort oder Stamm entfernt. Es ist Tradition, dass die Plazenta am Heimatsort, in der Nähe von (verstorbenen) Verwandten beerdigt werden muss.
Somit nehmen häufig Familienangehörige eine mehrstündige Autofahrt in Kauf um die whenua schnellstmögliche an einen gerechten Ort zu bringen.
Die Zeremonie beinhaltet oftmals einen “Karakia”, ein Gebet und Segnung der Plazenta. Viele Leute entscheiden sich daraufhin einen Baum auf die Plazenta und ihre Ipu Whenua zu pflanzen. Dies soll ein weiteres Symbol für das Leben sein.